Nachtfotografie: Tipps für bessere Fotos in der Dunkelheit

Nachtfotografie: Tipps für bessere Fotos in der Dunkelheit

 

Starke Fotos für außergewöhnliche Nächte

In der Dämmerung und bei Nacht gelingen besonders eindrucksvolle Bilder. Durch das Spiel der Lichter in der Stadt, durch die Kontraste zwischen Hell und Dunkel entsteht eine besondere Spannung und bringt später den Betrachter des Fotos dazu genauer hinzuschauen. Nur wie gelingen euch solche Fotos? Denn andererseits sind Nachtaufnahmen gnadenlos. Wer nicht weiß, wie man richtig belichtet, der ärgert sich oft schwarz.

Beim FESTIVAL OF LIGHTS erstrahlt die Stadt Berlin jeden Oktober in ungewöhnlichem Licht. Dann werden die schönsten Wahrzeichen, Gebäude und Plätze kunstvoll illuminiert – mit Lichtprojektionen und 3D-Videomapping.Und jede Illumination birgt unzählige tolle Fotomotive.

Wie ihr als Hobbyfotograf die Illuminationen eindrucksvoll festhalten könnt, erklären wir euch hier. Egal, ob Spiegelreflexkamera, Kompaktkamera oder Smartphone, mit den nachfolgenden 6 Tipps klappt es mit der Nachtfotografie ganz bestimmt.

 

1. Nutzt die Blaue Stunde

Die besten Bilder bei Nacht gelingen euch in der Blauen Stunde. Das ist die Zeit kurz nach dem Sonnenuntergang, wenn die Sonne bereits verschwunden, aber der Nachthimmel noch nicht ganz schwarz, sondern in ein sattes dunkles Blau getaucht ist. Für Nachtfotografen ist die blaue Stunde sehr reizvoll, da die Kontraste im Bild verstärkt werden und so eine besondere Stimmung entsteht.

Je nach geografischer Lage dauert die Blaue Stunde 30 Minuten bis 2 Stunden. In der Stadt beginnt sie ab dem Moment, wenn in einem beleuchteten Fenster die Spiegelung des Himmels nicht mehr zu sehen ist. Denn in diesem Augenblick ist es innen genauso hell wie außen.

Die Blaue Stunde beginnt. Jetzt ist das Tageslicht so schwach, dass Belichtungszeiten von 1 bis 2 Sekunden möglich sind. Achtet dabei aber immer auf den Weißabgleich, damit die Fotos nicht zu bläulich werden.

Für eure perfekten Nachtfotos solltet ihr also bereits vor dem Sonnenuntergang eure fotografische Sightseeing-Tour durch die Stadt starten, sodass ihr gleich nach dem Abtauchen der Sonne mit eurer Kamera in Position steht und losschießen könnt.

 

2. Verwendet ein Stativ

Möchtet ihr bei Nacht fotografieren, ist eine Fixierung der Kamera unabdingbar. Schnappschüsse aus der Hand gelingen selten. Meist sind die Bilder verwackelt, denn Menschen schaffen es nur etwa 1 Sekunde, die Hand ruhig zu halten. Für gute Nachtaufnahmen braucht es aber eine deutlich längere Belichtungszeit.

Nutzt deshalb ein Stativ – oder stellt die Kamera auf einem Mauervorsprung. Seid kreativ, ihr braucht nicht unbedingt teures Equipment. Schaltet außerdem die Kamera- und Objektiv-Stabilisatoren aus.

 

3. Fotografiert mit dem Selbstauslöser

Ihr habt eure Kamera oder euer Smartphone fest auf einem Stativ oder einer anderen Unterlage fixiert? Prima! Jetzt drückt bloß nicht auf den Auslöser. Auch wenn ihr ihn noch so vorsichtig betätigt, kann auch diese kleine Berührung bereits für ein unscharfes Foto sorgen. Nutzt lieber den Selbstauslöser der Kamera, der nach einigen Sekunden das Foto zeitverzögert auslöst.

 

4. Lange Belichtungszeiten und die richtige Kameraeinstellung

Lange Belichtungszeiten sind der wichtigste Erfolgsfaktor für eure Nachtaufnahmen beim FESTIVAL OF LIGHTS:

  • Automatik aus: Auf die Automatik der Kamera dürft ihr euch bei Nachtfotos nicht verlassen. Sie wird immer versuchen, euren Fotos einen Tageslichtcharakter zu geben.
  • Manueller Fokus ein: Viele Kameras können im Dunkeln schlecht fokussieren. Schaltet deshalb den manuellen Fokus ein.
  • ISO-Automatik ausschalten: Stellt den kleinsten Wert ein: ISO 100 bzw. 200. Das Bild wird so nicht künstlich aufgehellt. Ihr erhaltet ein klares Schwarz und habt kein lästiges Bildrauschen.
  • Die Blende: In der Dunkelheit könnt ihr eine Blende zwischen f10 und f13 wählen. Wenn ihr – wie beim FESTIVAL OF LIGHTS – ein Gebäude mit viel Licht fotografieren möchtet, kann es zu einer Überbelichtung kommen. Korrigiert dann die Belichtung einfach entsprechend.
  • Keinen Blitz verwenden: Schaltet den Blitz für schöne Aufnahmen in der Nacht aus.
  • Weißabgleich und RAW-Format: Im Dunkeln ist ein Weißabgleich oft schwierig. Meist haben die Bilder einen Blau- oder Rotstich. Speichert deshalb eure Fotos im RAW-Format ab. Dann könnt ihr das Bild später bearbeiten und den Weißabgleich verlustfrei korrigieren.
  • Nutzt eher kleinere Brennweiten und verzichtet auf Teleobjektive: Heranzoomen geht auf Kosten der Bildqualität.

 

5. Nachtfotografie mit dem Smartphone: Die besten Apps

Wer seine Erinnerungen an das nächtliche, beleuchtete Berlin während des FESTIVAL OF LIGHTS mit dem Smartphone festhalten möchte, für den sind spezielle Nachtfotografie-Apps für iPhone und Android-Geräte empfehlenswert. Sie helfen dabei, das Motiv naturgetreu wiederzugeben und erlauben euch Blende, Belichtungszeit und ISO manuell einzustellen (was sonst bei vielen Smartphone-Kameras nicht möglich ist).

Eins ist klar: Je besser die Kamera eures Smartphones ist, desto besser werden auch eure Nachtaufnahmen sein. Eine vernünftige Megapixel-Größe und eine gute Signalverarbeitung sind ein Muss, wenn ihr ausdrucksstarke Fotos machen wollt.

Die besten Nachtaufnahmen-Apps fürs iPhone:

  • ProCamera ermöglicht die manuelle Einstellung von Belichtungszeit und ISO und reduziert Bildrauschen.
  • Slow Shutter Cam erlaubt Belichtungszeiten von bis zu 15 Sekunden und damit auch Nachtaufnahmen mit Lichtstreifen von vorbeifahrenden Autos etc. Der ISO-Wert ist veränderbar.
  • Night Camera ermöglicht wunderbare Nachtaufnahmen und Aufnahmen bei spärlichem Licht dank manueller ISO-, Fokus- und Blendeneinstellung und vieler weiterer nützlicher Zusatzfunktionen.

Die besten Android-Apps für Nachtfotos:

  • Camera MX ist eine der am meisten genutzten Kamera-Apps. Sie optimiert eure Fotos und speichert Nachtaufnahmen mit besonders hohem Kontrast. Überzeugt mit Selbstauslöser, Fokus-, Belichtungs- und Ausrichtungshilfe.
  • Camera ZOOM FX Premium hat unfassbar viele Features, die das Fotografieren noch schöner machen. Und natürlich alles Wichtige für Nachtaufnahmen: Timer, RAW-Modus, manuelle Kontrolle von ISO, Blende und Fokus etc.

6. Tipps für Experimentierfreudige: Lightpainting & Lightwriting

Wenn ihr beim Lichtkunstfestival selbst zum Lichtkünstler werden möchtet, könnt ihr euch im „Lightwriting“ (Licht schreiben) und „Lightpainting“ (Licht malen) probieren.

Um mit Licht eure Botschaft in den nächtlichen Himmel zu schreiben oder zu malen, braucht ihr nicht viel mehr als eine Kamera, ein Stativ und eine Taschenlampe – oder irgendeine Lichtquelle, die ihr gerade zur Hand habt.

Mit Licht schreiben: „Lightwriting“ auf Fotos

Als erstes stellt man die Langzeitbelichtung der Kamera oder des Smartphones auf z.B. 30 Sekunden ein. Dann eignet sich ein 10 Sekunden Selbstauslöser, den ihr betätigt, um euch danach etwa 4 bis 5 Meter vor der aufgebauten Kamera in Position zu bringen. Wenn die Kamera auslöst, habt ihr 30 Sekunden Zeit, um eine leuchtende Nachricht in die Luft zu schreiben. Und siehe da – schon habt ihr ein eigenes Lichtkunstwerk erschaffen.

Mit Licht malen: „Lightpainting“ auf Fotos

Beim Malen mit Licht, auch Lightpainting oder LAPP (light art performance photography) genannt, zeichnet ihr während einer Langzeitbelichtung spektakuläre Muster und Farben ins Bild.
Als Motiv eignet sich zum Beispiel ein mittelgroßes Gebäude, dessen Umrisse oder markante Stellen ihr mit Licht nachzeichnet oder betont.
Wie beim „Lightwriting“ muss man ein wenig experimentieren und sich an das Ergebnis herantasten. Aber es lohnt sich. Ihr werdet staunen, welche schönen und einzigartigen Fotos sich damit zaubern lassen.

Kameraeinstellungen und Utensilien für Lightwriting & Lightpainting

  • Kamera aufs Stativ oder einen festen Untergrund stellen.
  • Blitz ausschalten.
  • Manuell belichten: Richtwert Blende 8; Zeit: 30 Sekunden; Empfindlichkeit: 100 bis 200.
  • Manuell fokussieren auf ca. 4 bzw. 5 Meter.
  • Bei der Auswahl der Lichtquellen könnt ihr eurer Fantasie freien Lauf lassen: Bunte Knicklichter, LED-Lichter, Fackeln, Taschenlampen oder sogar ein leuchtendes Handy machen euch zum Lichtmaler.

Wir wünschen euch viel Spaß beim nächtlichen Fotografieren! Hey, und vergesst nicht, eure schönsten Fotos mit uns auf Facebook oder Instagram zu teilen.

 

Bild 1: Enrico Verworner  |  Bild 2: Frank Herrmann |  Bild 3: Frank Herrmann  |  Bild 4: Frank Herrmann  |  Bild 5: Frank Herrmann  |  Bild 6: Frank Herrmann | Bild 7:  Frank Herrmann  |  Bild 8: Frank Lehmann  |  Bild 9: Frank Lehmann  |   Bild 10: Frank Herrmann