Mehr Licht! – Erhellendes Gespräch mit Birgit Zander

Mehr Licht! – Erhellendes Gespräch mit Birgit Zander

Birgit Zander ist Gründerin, Veranstalterin, Produzentin und zugleich künstlerische Leiterin des FESTIVAL OF LIGHTS. Die gebürtige Berlinerin lässt seit 2005 ihre Heimatstadt in kunstvollen Lichtinszenierungen erstrahlen. Wir sprachen mit ihr über die Kraft des Lichts, das Programm des Jubiläumsfestivals 2019 und fragten, wie sie es schafft, jedes Jahr aufs Neue eines der spektakulärsten Lichtkunstfestivals der Welt zu realisieren.

Warum sind die Menschen so fasziniert vom Licht?

Birgit Zander: Licht ist Energie, Licht verbindet und Licht spricht alle Sprachen. Es gäbe kein Leben ohne Licht. Das ist das eine. Das andere ist, dass der Mensch Bilder und Geschichten liebt. Setzt man Licht kreativ ein, um Bilder zu erzeugen und Geschichten zu erzählen, kann man ihn in einen magischen Bann ziehen. Genau das tun wir beim Festival of Lights: Wir verbinden Licht mit Kunst und Bildern und erzählen so Geschichten, die eine magische Wirkung haben.

Bebelplatz 2018

 

Was war der Anlass zur Gründung des FESTIVAL OF LIGHTS?

Birgit Zander: Vor über 15 Jahren prägte unser damaliger Bürgermeister Klaus Wowereit den Satz „Berlin ist arm, aber sexy“. Genau das war der Leitgedanke. Zu der damaligen Zeit wuchsen in mir Wunsch und Mission, meine Heimatstadt zu unterstützen. Ich übernahm mehrere Ehrenämter, einige in enger Zusammenarbeit mit der Tourismusförderung visitBerlin, mit dem Ziel, etwas für Berlin zu tun und die Vermarktung der Stadt voranzutreiben. 2005 haben wir dann begonnen, damals noch gemeinsam mit der Citystiftung Berlin, unsere Hauptstadt zum Leuchten zu bringen. Einen großen Etat gab es nicht, aber viele tolle Ideen und Begeisterung.

In dem neuen Projekt konnte ich meine eigentliche Profession und Leidenschaft mit unternehmerischem Engagement verknüpfen: Ich begann, die Stadt zur Bühne zu machen und die berühmten Berliner Plätze, Gebäude und Monumente zu den Stars. Die Menschen waren sofort fasziniert. Es entstanden Bilder, die um die Welt gingen. Licht ist einfach ein magisches Medium, welches ich im Eventbereich schon viele Jahre eingesetzt hatte. Das Festival of Lights entwickelte sich dann Jahr für Jahr immer mehr zu dem, was es heute ist: Ein großes Spektakel aus Licht, Kunst, Musik und Veranstaltungen, das mittlerweile jedes Jahr Millionen Menschen auf die Straße bringt und begeistert.

 

Welche Hürden gab es und wie haben Sie sie gemeistert?

Birgit Zander:  Ganz klar ist die Finanzierung die größte Hürde. Klassischerweise gibt es bei Veranstaltungen ein Budget und daraus entwickelt man dann eine Produktion. Bei uns war es umgekehrt. Und das ist heute noch immer so. Wir stellen die gesamte Finanzierung gemeinsam mit vielen Partnern selbst auf die Beine.  Es ist und bleibt ein Herzensprojekt für Berlin! 

Wir motivieren jedes Jahr aufs Neue Firmen und Institutionen, das Festival zu unterstützen, einen Beitrag zu leisten und suchen Menschen, die unsere Vision teilen. Das ist mal mehr und mal weniger anstrengend, aber es ist immer eine neue Herausforderung. Jedes Jahr ein Festival in dieser Größenordnung mit dieser künstlerischen Qualität umzusetzen bedeutet einen enormen Einsatz. Wir sind sehr glücklich, dass mittlerweile viele Partner und Sponsoren kontinuierlich dabei sind, oder uns von selber ansprechen und dabei sein möchten.

 

Sie sind seit 15 Jahren die treibende Kraft und Ideengeberin. Wie viel Arbeit und Zeit investieren Sie in das Festival?

Birgit Zander: Unglaublich viel. Die Multifunktion, die ich innehabe, ist extrem herausfordernd. Gemeinsam mit meinem Team versuche ich das Unmögliche möglich zu machen. Damit bin ich mittlerweile das ganze Jahr über voll beschäftigt. Aber ich sehe es nicht als Arbeit – es ist meine Leidenschaft und Mission. Mein Leben ist voller Licht und Freude!

Als künstlerische Leiterin denke ich mir immer etwas Neues aus: frische Ideen, bei denen wir jedes Mal noch eine Schippe drauflegen müssen, wie der Berliner zu sagen pflegt. Aber mit vereinten kreativen Kräften gelingt es uns, alljährlich neue Highlights zu präsentieren. Das gelingt auch noch nach 15 Jahren!

 

Gibt es einen Tag im Jahr, an dem du nicht ans Festival of Lights denkst?

Birgit Zander: Nein (lacht)

Birgit Zander
Birgit Zander

 

Wie hat sich das Festival in den letzten 15 Jahren entwickelt?

Birgit Zander: Es ist umfangreicher und viel größer geworden, die künstlerischen Inszenierungen haben immer weiter an Qualität gewonnen – das wird uns immer wieder bestätigt.

Die Technik hat sich stark weiterentwickelt: Wir fingen an mit ganz klassischen, farbigen Lichtinstallationen, dann kam das Zeitalter der Bildprojektion dazu, zum Beispiel auf einem meiner Lieblingsgebäude – dem Berliner Dom. Später präsentierten wir die ersten Bewegtbildprojektionen und schließlich die sogenannten 3D Projektion Mappings auf den Gebäuden. Außerdem erweiterten wir das Programm um interaktive Aktionen, Wettbewerbe  und Votings, bei denen das Publikum eingebunden und selbst Teil des Festivals wird.   

Auch die Anzahl der Kooperations- und Projektpartner ist extrem gewachsen. Und ich liebe es, internationale Künstler einzubinden. Das hat sich stark weiterentwickelt.  Im letzten Jahr waren es 66 Künstler aus 25 Ländern!

Nicht zu vergessen: die Anzahl der Orte der Inszenierungen. Begonnen haben  wir mal mit rund 20. Letztes Jahr waren es 60. Und ich kann schon jetzt verraten, dieses Jahr wird es dreistellig!

 

Bei welchem Projekt bekommen Sie noch heute Gänsehaut?

Birgit Zander: Ich habe noch jede einzelne Inszenierung der letzten 15 Jahre im Kopf. Die Gänsehaut bekomme ich vor allem, wenn ich an das erste 3D-Videomapping auf dem Brandenburger Tor denke. Es hieß „Leben im Brandenburger Tor“, man hatte den Eindruck, dass Menschen tatsächlich im Brandenburger Tor leben. Das berühmteste Gebäude der Welt wurde quasi zum Wohnhaus. Die Projektion entstand in Kooperation mit den Wohnungsbaugenossenschaften Berlin. Ein sehr aufwändiges Projekt. Der Erfolg war überwältigend und das war für mich Gänsehaut pur.

Gänsehaut hatte ich auch bei „der Dom trägt neue Kleider“, da präsentierte Wolfgang Joop seine Kreationen auf dem Berliner Dom. Eine ganz besondere Ehre und Freude. Das waren wunderschöne Bilder, die um die Welt gingen. Der Dom mit Leopardenmuster oder übersäht von Blüten. Es entstand eine digitale Modenschau, die sogar den Designer Joop und das Team seines Modelabels „Wunderkind“ fasziniert hat, woran ich immer noch unfassbar gern zurückdenke.

Aber eigentlich ist auch noch heute nach so vielen Jahren immer noch mein größter Gänsehautmoment, durch das Festival zu gehen und in die strahlenden Augen der Menschen zu blicken.  Zu sehen, wie sie emotional berührt sind und zum Teil mit Tränen in den Augen vor den Gebäuden stehen. Diese Momente sind einfach unglaublich schön!

Language of Love

Brandenburger Tor 2018

Gibt es noch ein bisher unerreichtes Ziel?

Birgit Zander: Mein großer Traum ist es, noch viel mehr Städte international zu inszenieren, das Licht von Berlin aus weiter um die Welt tragen, um weltweit positive und emotionale Momente zu kreieren, die die Menschen zum Träumen anregen. Die Festival of Lights Familie kann ruhig noch größer werden.

 

Was ist das Besondere am diesjährigen Motto „Lights of Freedom“?

Birgit Zander: Wir feiern die Freiheit und 30 Jahre Mauerfall. Was im November 1989 passierte, ist für mich als waschechte Berlinerin immer noch einer der bewegendsten Momente meines Lebens. Um dieses Ereignis zu würdigen, habe ich das Thema Freiheit als Leitmotiv gewählt. Freiheit ist für mich einer der wichtigsten Werte für uns alle und dem möchte ich ein ganzes Festival widmen.

 

Was können Sie uns schon über das Programm 2019 verraten?

Birgit Zander: Es wird das umfangreichste Programm, das wir jemals präsentiert haben. Wir werden über 100 Orte bespielen. Sehr viele neue sind dabei! Dazu kommt ein tolles Rahmen- und Eventprogramm: Es wird eine neue und besondere Ausstellung geben, die ich unbedingt empfehle anzuschauen. Und sogar erstmals einen Magical Festival of Lights Garden!  

Außerdem gibt es ein noch vielfältigeres Lightseeing-Programm mit vielen alten und neuen Partnern sowie unserem neuen großen Partner GetYourGuide. Besucher können so auf vielen Wegen unser Festival erkunden. Wir werden auch unseren Walk of Light mit verschiedenen Routen erweitern. Es lohnt sich also, auf unsere Homepage oder auf Facebook zu schauen und die schönsten Routen durch das FESTIVAL OF LIGHTS zu entdecken.

Im Jubiläumsjahr wird es zudem ein „Best-of“ geben. Wir haben unsere Fans in den sozialen Medien gefragt, was sie aus den Inszenierungen der letzten Jahre noch einmal sehen wollen. Unser Team hat einige Inszenierungen ausgewählt, die wir noch einmal aufleben lassen.

Lightseeing Touren auf der Spree

 

Welche Tipps können Sie den Besuchern vorab geben?

Das ganze Festival an einem Abend zu schaffen, ist wahrscheinlich unmöglich bei diesem Programm. Ich empfehle also öfter zu kommen, an verschiedenen Abenden – vielleicht eine Route zu Fuß und an einem anderen Tag einmal die Lichtinszenierungen per Bus zu erkunden.

Weiterer Tipp:  unseren Newsletter abonnieren und unter dem Hashtag #FestivaloflightsBerlin die schönen Fotos angucken. Und bitte selber unbedingt auch eigene Fotos hochladen! Das wünsche ich mir zum 15. Jubiläum!

 

Wer ist der diesjährige Presenter?

Birgit Zander: Wir sind extrem glücklich und stolz, dass wir wieder E.ON als Prester an unserer Seite haben und dies bereits im fünften Jahr. Ohne solch einen großartigen Partner wäre es kaum möglich, ein Festival dieser Größenordnung zu realisieren.  

 

Das Berliner FESTIVAL OF LIGHTS verlangt Ihnen viel ab. Trotzdem schaffen Sie es noch, mit Ihrem Festival die Welt zu bereisen…

Birgit Zander: Das hat sich vor ein paar Jahren ergeben. Da wurden wir gebeten: „Das, was ihr in Berlin macht, ist so toll, könnt ihr das auch bei uns machen?“ Wir lieben ja Herausforderungen. Wir haben dann mit ein paar deutschen Städten angefangen, dann ging es recht schnell nach Luxemburg und weiter nach Bukarest, New York,  Jerusalem…   

Meine Mission, Berlin mit anderen Metropolen und Städten durch Licht zu verbinden, entwickelt sich stetig weiter. Die FESTIVAL OF LIGHTS Familie wächst: Plovdiv, Zagreb, Seattle und sogar Kuwait! Letztes Jahr gab es ein sehr besonderes Festival in Zwickau. Zum 900-jährigen Stadtjubiläum.  Aktuell erforschen wir den afrikanischen Kontinent für die Umsetzung eines Light Festivals.  

Dazu kommen viele weitere Festivals als „friends & family“, die von anderen Städten veranstaltet und organisiert werden, die wir beraten und mit denen wir befreundet sind.  Wir sind gerne bei anderen Festivals zu Gast. Es macht einfach unheimlich viel Spaß. Am meisten liebe ich es, wenn wir mit unserer Arbeit auch helfen und unterstützen können.   

Es kommen permanent neue Anfragen und man kann wirklich gespannt sein, wo es uns in den nächsten Jahren noch hinziehen wird.

Bukarest 2018

Frau Zander, wofür sind Sie dankbar?

Birgit Zander: Dass ich als Berlinerin seit 15 Jahren ein so bedeutendes Event in der schönsten Stadt der Welt organisieren und umsetzen darf – gemeinsam mit einem unglaublichen Team, das mit so viel Leidenschaft und Engagement dabei ist. Ich bin jedem einzelnen von Herzen dankbar, der dabei ist!

Und natürlich bin ich allen Partnern, Unternehmen, Institutionen und Freunden sehr dankbar, die unsere Mission teilen, Berlin noch mehr zum Leuchten zu bringen … Da haben sich viele, viele über die Jahre zusammengefunden, einige Unterstützer sind schon seit 15 Jahren dabei. Dankeschön!

 

 

Das Gespräch führte Julia Richter

 

Bild 1: Frank Herrmann  |  Bild 2: Frank Herrmann  |  Bild 3: Frank Herrmann   Bild 5: Frank Herrmann  |  Bild 6: Frank Herrmann  |  Bild 7: Gregor Anthez  |  Bild 8: MP-Studios